Unsplash, pixabay etc.
Im Sommer 2013 ging Unsplash online und hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer der weltweit größten Communities für kostenlose Bilder entwickelt. Ob privat oder kommerziell – jedes Foto, das über die Galerie heruntergeladen wird, darf kostenfrei verwendet werden, sogar ohne Copyright und in hoher Auflösung. Das Manifest von Unsplash: eine Antithese zu den kostenpflichtigen Stockagenturen sein, frei nach dem Motto: „Do whatever you want". Auch die Community Pixabay veröffentlicht Bilder frei von Urheberrechten unter Creative Commons CC0, sodass die Fotos ohne Quellenangabe für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden können. „Aber dürfen wir das denn?" Mit dieser Frage sind in den vergangenen Monaten immer mehr Kunden auf uns zugekommen. Das vielleicht vorweg: Ja, Sie dürfen. Die entscheidendere Frage sollte aber eine andere sein: Was können Seiten wie Unsplash, Pixabay und Co.? Ist Geiz wirklich so geil? Und inwiefern schränke ich mich ein, wenn ich ein gemeinfreies Bild zu kommerziellen Zwecken verwende? Schon im Juni letzten Jahres stellten wir uns diese Frage. Eher theoretisch.
Zugegeben: Gerade die Fotogalerie von Unsplash hat einen großen Fundus an hochwertigen Bildern wie sie auch von einer Werbeagentur in Auftrag gegeben sein könnten, noch dazu in druckfähiger Qualität. Wer Communities wie Unsplash, Pixabay und Co. kategorisch ausschließt, übersieht zudem den Trend des Sharings, der zumindest einen Teilaspekt derartiger gemeinfreier Projekte ausmacht. Schnell aber stellt sich unter Werbern und Bildredakteuren die Frage nach der Einzigartigkeit der Bilder. So lassen sich derzeit zwei Trends ausmachen, die nicht ganz zusammen passen wollen: Da ist zunächst der Trend nach Individualität, Alleinstellungsmerkmalen und Einzigartigkeit in der Bildsprache. Der aber beißt sich mit dem Trend der kostenfreien Nutzung von gemeinfreien Fotos, der dazu führt, dass ein einzelnes Bild in diversen Medien, im Rahmen verschiedenster Projekte und an den unterschiedlichsten Orten zugleich zu sehen ist. Hinzu kommt, dass es oftmals nicht nur von einer Community wie Unsplash allein angeboten wird. Nehmen wir das Beispiel des folgenden Bildes.
Gefunden haben wir es in dieser Version kostenfrei bei Unsplash. Der Name des Fotografen: William Iven alias „firmbee", der allerdings bei Nutzung nicht genannt werden muss. Auch bei Pixabay bietet derselbe Nutzer es nur kostenlosen Verwendung an.
In dieser Version wird es bei Fotolia kostenpflichtig angeboten, diesmal unter Nennung des Urhebers – und unter einem anderen Namen: Dariusz Sankowski. Photoshop sei Dank hat der Fotograf die Marke des Verstärkers wegretuschiert und bietet es in der bearbeiteten Version via Fotolia an. Andere Bilder Sankowskis sind ebenfalls unter dem Namen „firmbee" bei Pixabay und Unsplash zu finden. Kein Zufall also. Eine Recherche unsererseits ergab: Dasselbe Bild wird auch über Pxhere angeboten, ebenso über ifreepic, über peakpx und viele andere Anbieter – mal mit, mal ohne Schriftzug auf dem Verstärker.
Und dann ist da noch die Frage nach den Nutzungsrechten. So gibt beispielsweise Unsplash gemeinfreie Bilder heraus, kümmert sich aber nicht um Model- oder Property-Releases. Erst kürzlich haben wir für einen Kunden zu folgendem Bild Recherchen angestellt:
Bild: Robson Hatsukami Morgan, kein Model Release
Der Kunde hatte das Bild bei Unsplash gefunden und war damit auf uns zugekommen. Unsere Recherche ergab, dass der Fotograf als Urheber zwar die Bildrechte am Foto hatte, ihm aber weder eine Einverständniserklärung des Models vorlag noch war das Model mit einer kostenfreien Veröffentlichung des Bildes einverstanden. Da dem Kunden das Bild aber so gut gefiel, dass er bereit war, etwas dafür zu bezahlen, haben wir einen fairen Preis mit dem Model aushandeln können. Dann aber – noch vor dem finalen Layout – entdeckte der Kunde dasselbe Bild auf dem Werbeplakat eines anderen großen Unternehmens. So flog es schließlich doch noch aus dem Projekt – wo wir wieder beim Punkt der Einzigartigkeit von Bildern wären.
Und wenn es sich bei einzelnen Bildern gar um geklautes Bildmaterial eines anderen Urhebers handelt? Anders als Agenturen wie Fotolia oder Getty prüfen Pixabay, Unsplash und Co. die Bilder nicht auf Authentizität. Vorsicht bei gemeinfreien Bildern ist deshalb geboten. Es ist nicht alles echt, was echt aussieht, auch wenn es natürlich weiße Schafe unter den gemeinfreien Anbietern gibt. Ein wenig erinnert die Situation ja an die Microstockagenturen in ihren Anfangsjahren, als sie weder Verträge mit ihren Fotografen abgeschlossen noch Model Releases eingefordert hatten. In den vergangenen 15 Jahren haben diese Agenturen aber eine Lernkurve hingelegt, die bei den gemeinfreien Anbietern noch ganz am Anfang steht. Wer wert auf eine saubere Verschlagwortung, auf geprüfte Urheber- und Nutzungsrechte und auf ein kontrollierteres und stringenteres Angebot legt oder gar in einem größeren Unternehmen arbeitet, in dem das Bild evtl. unkontrolliert genutzt und nach außen getragen wird, dem empfehlen wir nicht ohne Weiteres, auf Unsplash oder Pixabay zurückzugreifen und die Bilder einfach unhinterfragt zu verwenden. Wer sich dennoch in ein gemeinfreies Bild verliebt hat und nicht darauf verzichten möchte, es zu verwenden:
Wir übernehmen gern die Einzelfallprüfung für Sie.
So. Und falls es Ihnen jetzt so geht wie der Dame auf dem entzückenden Bild, das wir bei pixabay gefunden haben: Fragen Sie uns nach Kopfkühlung!
Bild: Komposita
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