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Wir schreiben das Jahr 2019. Das alljährliche Treffen der Bildagenturen im europäischen Dachverband CEPIC findet in Paris statt. In seiner Eröffnungsrede sprach dessen Präsident Alfonso Gutierrez noch: „Egal, ob man das Internet liebt oder hasst, man muss sich damit abfinden." Fragende Blicke in der Runde. Und zwei Stunden später gab das Internet eine erste Antwort, die von einigen Teilnehmern verstanden wurde als: „Es liebt uns" und von anderen: „Nein, es hasst uns!".
Was war geschehen? Google hat ein neues Feature in der Google Bildersuche vorgestellt, das in den kommenden Wochen veröffentlicht wird. Es werden Bilder aus Web-Shops als „Produkt" gelabelt. Der Schuh-Shop kann seine Schuh-Bilder als „product" taggen und den Schuh mit einem „price" versehen. Und Bilder aus Bildagenturen oder anderen Lizenz-Quellen können als „Stock" gelabelt werden. Das sieht der geneigte Sucher fortan in der Google Suche und kann danach auch filtern („Images you can license"). Texte – so wie heute schon der Satz „Bilder sind in der Regel urheberrechtlich geschützt" – werden erklären: „Wenn Sie ein Bild kommerziell nutzen möchten, müssen Sie es lizenzieren". Das Labeln der Bilder läuft nicht über die IPTC-Daten des Bildes, sondern über den HTML-Code der Seite – dafür gibt es ein Regelwerk auf schema.org. Weitere Infos geben wir Ihnen gern auf Nachfrage. Übrigens wird es neben Produkt und Stock auch noch Labels geben wie Video.
Das Labeln von lizenzierbaren Bildern ist der Startschuss für eine zentrale Stock-Bildersuche über Google. Bildanbieter wie Getty Images und Alamy werden laut erster Tests schon entsprechend gelabelt. Sie können sich also auf regen Zulauf von Bildersuchern freuen, die die Google Suche bislang nur fürs Copy & Paste nutzen. Und was kommt dann? Das werden die nächsten Iterationen dieses Programms zeigen.
Die Runde fragte natürlich sofort nach: Wird Google irgendwann eine Bildagentur aufmachen? Nein, kein Interesse. Wird das Ranking, also welche Bilder von wem als erstes gezeigt werden, „verkauft"? Nein, Google will „fair und divers" sein. Ob wie jetzt auch schon vielleicht die erste Zeile im Suchergebnis an Werbekunden verkauft wird? Vielleicht. Und so ging es noch länger weiter. Man hat die Spannung unter den Bildagenturen gespürt: Die einen fühlten sich sofort angegriffen, die anderen hatten vielleicht schon im Hinterkopf, die Google Suche für ihren eigenen Webshop zu nutzen. Wie schon eingangs erwähnt – die einen lieben es, die anderen hassen es.
Auf jeden Fall hat die Branche der Bildagenturen, sicher auch der Datenbank-Anbieter und vor allem auch der Abmahner viel nachzudenken und zu tun. Denn eines wird dieses neue Tool auf jeden Fall bringen: Aufmerksamkeit unter den Google-Suchenden, Verständnis für den Begriff „Stock" und: Traffic zu den Bildagenturen. Wer da schnell ist, hat die Google-Suchenden als Kunden.
Bildanbieter sind jetzt in der Pflicht, ihre Meta-Tags nach dem schema.org zu schreiben, damit sie gelabelt werden. Das werden auch viele tun, die nicht aus dem klassischen Stock-Geschäft kommen: zum Beispiel die Fallensteller, Abmahner, die sagen werden: Du darfst mein Bild lizenzieren. Der Preis ist die „Attribution", also die Namensnennung. Um dann abzumahnen, wenn jemand den Namen nicht nennt. Und auch die kostenlosen Datenbanken wie unsplash werden sich das Label „Stock" geben, denn auch die sind lizenzierbar – nur halt für Null Euro. Man muss ja nur auf der Seite, zu der der Google-Sucher geleitet wird, einen Preis für die Lizenz nennen.
Die Bildersuche wird schneller und zentraler. Aber gibt und es dadurch bessere oder andere Bilder? Was passiert mit den unzähligen Duplikaten? Hilft viel wirklich viel? Wir vermuten, der Überblick wird fehlen. Doch den behalten wir für Sie. Genauso, wie wir die Lizenzbedingungen und AGB der vielen neuen Anbieter, die jetzt vielleicht sichtbar werden, für Sie lesen werden.
Nachtrag 08.11.2019
Wie uns inoffizielle Beobachter auf dem US-Pendant zur CEPIC, dem Kongress der DMLA, berichteten, soll das Projekt im nächsten Jahr realisiert werden.
Anzeige von Preise oder weitere Filtermöglichkeiten wird es nicht geben - es wird weiterhin "demokratisch" zugehen. Womit wir gerechnet haben: Der Begriff "Stock" wird nicht kommen. Zu mehrfachdeutig. "Licensable Images" wird dann allerdings auch die kostenlosen Bilder von unsplash und Co. zeigen, die ja deutlich fragwürdiger sind als die Bilder, für die man einen Preis bezahlt.
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